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Year One - Aller Anfang ist schwer
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
1,5
enttäuschend
Year One - Aller Anfang ist schwer
Von Carsten Baumgardt
Jack Black ist ein Vollblutkomiker durch und durch. Der Kalifornier geht regelmäßig dahin, wo es so richtig weh tut und ist sich für absolut gar nichts zu schade. Nur so ist Erfolg erzwingbar. Wenn ein Regisseur – zum Beispiel „Ghostbuster“ Harold Ramis - sagt: „Friss Scheiße!“, dann frisst jemand wie Jack Black eben Scheiße. Leider versteigt sich Ramis in seiner mäßig lustigen Vorzeit-Klamotte „Year One“ jedoch zu sehr in billigstem Fäkalhumor, als dass sein uninspirierter Versuch, in die Fußstapfen von Monty Pythons Das Leben des Brian zu treten, wirklich Früchte tragen könnte.
Irgendwann in der grauen Vorzeit des Alten Testaments, viele Jahre vor Christi Geburt: Zed (Jack Black) steht in seinem Dorf weit unten in der Hackordnung. Er gehört nicht zu der Gruppe der hochangesehenen Jäger, aber auch das weniger beliebte Sammeln macht dem Müßiggänger mit der dicken Wampe keinen Spaß. Stattdessen lässt er seine große Klappe sprechen. Sein einziger Freund ist der duckmäuserische Sammler Oh (Michael Cera), der sich nicht traut, seiner Angebeteten Eema (Juno Temple) Avancen zu machen. Zed ist dagegen überhaupt nicht zimperlich. Allerdings hat er nicht weniger Probleme, bei Maya (June Diane Raphael) zu landen, weil auch der tonangebende Jäger Marlak (Matthew Willig) scharf auf die fesche Schnitte ist. Als Zed vom verbotenen Baum der Weisheit einen Apfel nascht, wird er aus dem Dorf vertrieben, nur sein Kumpel Oh begleitet ihn. Auf ihrer Reise ins Unbekannte begegnen Zed und Oh allerlei merkwürdigen Gestalten. Darunter dem aufbrausenden Kain (David Cross), der seinem Bruder Abel (Paul Rudd) gerade heftig eine übergezogen hat, und nun hektisch versucht, seine Tat zu vertuschen…
Herrje: „Year One“ wird heftig mit knackigen Verweisen wie „Von den Machern von Superbad und Beim ersten Mal“ beworben, schließlich wurde der Abenteuer-Klamauk vom aktuellen Komödien-Guru Judd Apatow (Jungfrau (40), männlich, sucht…) produziert. Auch eine Handvoll Darsteller aus der Apatow-Schmiede sind mit an Bord, und wenn’s manchmal nur zu einem Cameo reicht. Doch die wichtigsten Zutaten einer archetypischen Apatow-Komödie fehlen. Weder sitzt der Meister auf dem Regiestuhl, noch hat er am Drehbuch mitgewirkt. Stattdessen hockt Harold Ramis (…und täglich grüßt das Murmeltier, Reine Nervensache, Reine Nervensache 2) auf dem Kommandostand. Der legendäre Ghostbusters-Darsteller und Regisseur pflegt jedoch einen komplett anderen Stil als Apatow, statt auf zotige Dialoge setzt er mehr auf klassischen Klamauk, was „Year One“ in einem merkwürdig unausgegorenen Mix (ver-)enden lässt.
Ramis baut viel zu sehr auf derbe Fäkalwitzchen. Jack Black nascht ungeniert von einer frischen Scheißewurst, da wird im Strahl gekotzt, gefurzt, bis die Darmwindungen bersten und sich fröhlich selbst ins Gesicht gepisst. Ramis hängt sich die Niveaulatte selbst knietief und rebelliert damit offen gegen den Apatow-Stil, bei dem stets liebevoll mit den Figuren anstatt über sie gelacht wird. Wäre alles nicht so schlimm, selbst Nicht-Niveau kann Spaß machen, was Filme wie Verrückt nach Mary oder Harold And Kumar mit Sperma im Haar und Dauertoilettengängen klargestellt haben. In diesem Klima wirken Michael Cera (Superbad) und Christopher Mintz-Plesse (Vorbilder?!, Superbad), die beiden Top-Heroen aus dem Apatow-Universum, deplatziert. Besonders bei Cera fällt auf, dass sich seine Low-Key-Masche langsam aber sicher abnutzt und er in jedem Film so ziemlich dieselbe Rolle spielt. Egal, ob nun in der Serie „Arrested Development“, Juno, Superbad oder eben „Year One“ – Cera variiert nie.
Jack Black (Tropic Thunder, School Of Rock, Abgedreht, King Kong) bestimmt trotz namhafter Co-Stars wie Hank Azaria (Run, Fatboy, Run), Oliver Platt (Einsame Entscheidung), David Cross (Men In Black), Vinnie Jones (Bube, Dame, König, grAs) und Olivia Wilde (Alpha Dog) von vorn bis hinten Takt, Tempo und Timing. Doch auch Rampensau Black gleicht die Unwucht der Ramis’schen Inszenierung nicht aus. Einige kleine Lacher hier und da tragen „Year One“ nicht über die knapp 100 Minuten Spielzeit.
Ramis‘ Denkansatz, eine anspruchsfreie Komödie mit Motiven Monty Pythons zu verweben, haut nicht hin. Seine wüster Story-Mix, der sich verschiedener Elemente des Alten Testaments mit Kain und Abel, Sodom und Gomorrha, Adam und Eva bedient, ist einfach nicht anarchisch genug, eher das Gegenteil ist der Fall: Der Film ist viel zu bieder. Die Charaktere kleben in ihrer Hollywood-Dramaturgie fest, weshalb Zed trotz reichlichem Angebot und großem Verlangen in Sodom nicht die Sau raus lassen darf, um sich die Chancen auf das Happy End nicht zu vermasseln. Zum Glück nimmt sich der Film dabei nicht sonderlich ernst. Viel Wert auf Authentizität wird nicht gelegt, „Year One“ vermittelt stets den Eindruck von Schauspielern, die in Verkleidungen durch Kulissen wandeln. Aber selbst wenn der künstliche Look als Konzept so geplant war, schlägt Ramis daraus kaum satirisches Kapital.
Fazit: Regisseur Harold Ramis, der eigentlich für beschwingte Komödien steht, enttäuscht mit dem albernen „Year One“ auf der ganzen Linie. Die Anzahl der Lacher ist sehr überschaubar, die Fäkaljokes nerven und es wird nie so richtig klar, was der Film eigentlich soll.
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